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Ich glaube, dass das Erbe der Großen Depression eine ganze Generation amerikanischer Künstler geprägt hat – jene, die später zu Pionieren des Abstrakten Expressionismus im New York der 1940er und 1950er Jahre wurden. Viele von ihnen begannen ihre künstlerische Laufbahn mit Stilen, die im Regionalismus und Sozialen Realismus verwurzelt waren. Auch wenn sie sich bis Ende der 1940er Jahre von diesen Strömungen entfernten, hinterließ diese Erfahrung einen bleibenden Eindruck in ihrer Bildsprache und künstlerischen Sensibilität – ein Echo, das angesichts der Unsicherheiten der heutigen globalen politischen Landschaft besonders relevant erscheint.

Dieser prägende Moment der Kunstgeschichte schwingt tief in meiner Arbeit mit, die ihre Energie aus dem emotionalen und psychologischen Gewicht jener Zeit schöpft. Obwohl mich Zeit und Geografie von diesen Künstlerinnen und Künstlern trennen, erkenne ich in ihnen – insbesondere in den Frauen dieser Bewegung – eine geteilte Intensität, ein Bedürfnis, persönliche Erfahrungen in Abstraktion zu verwandeln. Die emotionale Ehrlichkeit und rohe Ausdruckskraft dieser Generation hallen in meiner künstlerischen Praxis nach und prägen nicht nur die Ästhetik meiner Arbeit, sondern auch die Dringlichkeit, die ihr zugrunde liegt.

Meine eigene Arbeit ist stark vom Ethos jener formenden Epoche beeinflusst. Als junger Künstler hatte meine erste Reise nach New York City einen tiefgreifenden und bleibenden Einfluss auf meine Entwicklung. In die Energie und das künstlerische Erbe der Stadt eingetaucht, fand ich Inspiration im Werk weiblicher abstrakter Malerinnen – besonders in Lee Krasner. Ihre Fähigkeit, Biografie durch Abstraktion zu vermitteln, berührte mich zutiefst. Ihre Worte: „Wenn du meine Arbeit genau betrachtest, ist sie autobiografisch“, wurden zu einem Leitprinzip für mich.

Krasners unbeugsame Unabhängigkeit und intuitive Herangehensweise legten den Grundstein für meine eigene Auseinandersetzung mit Identität durch Malerei. Doch sie war nicht allein. Ebenso kraftvolle Echos fand ich im Werk von Künstlerinnen wie Elaine de Kooning, deren dynamischer Pinselstrich und die Verbindung von Figuration und Abstraktion ein furchtloses Spiel mit Geste, Lyrik und Farbe als Ausdruck von Emotion zeigten. Joan Mitchell, mit ihren rohen, weitläufigen Leinwänden, lehrte mich, dass Malerei sowohl Wut als auch Anmut, Struktur und Spontaneität in sich tragen kann.

Aufgewachsen in der Schweiz und ursprünglich aus dem ehemaligen Jugoslawien stammend, habe ich mich immer als Migrantin verstanden – in ständiger Bewegung zwischen Kulturen, Identitäten und Sprachen. Dieses Gefühl der Entwurzelung und die Suche nach Zugehörigkeit fanden ihre Auflösung auf der Leinwand. Die Malerei wurde zu meinem Rückzugsort und meinem Erzählinstrument – ein Raum, in dem Erinnerung, Bewegung und Transformation sichtbar werden.

Durch diese Künstlerinnen erkannte ich die Möglichkeit, wie die abstrakte Geste zutiefst persönlich sein kann. Wie der Akt des Malens ein ganzes Leben voller Migration, Sehnsucht und Erneuerung in sich tragen kann. Meine Arbeit spiegelt diese vielschichtige Reise wider – verwurzelt in der Geschichte, geformt durch Übergänge und getragen von dem Wunsch, innere Zustände in eine visuelle Sprache zu übersetzen. Heute lasse ich meine künstlerische Praxis gleichzeitig in neue Horizonte der Abstraktion hineinwachsen – genährt durch Bilder der Vergangenheit und übersetzt in die Sprache der Zukunft.